Reisetagebuch unserer USA Reise Tag 13 27.07.15
Was für ein schreckliches Geräusch ist das? Ach der Wecker… Moment mal! Ich habe doch Urlaub; es ist noch nicht ganz hell und ich werde von einem Wecker geweckt? Das muss einen guten Grund haben… Ach stimmt, heute fahren wir Baden. Jedoch nicht im Atlantik und auch nicht in unserem Pond oder in der Badewanne… Der Lake Ontario ist heute das große erste Ziel. Von dort aus geht es dann nach Niagara Falls. Unsere Route führt entlang der Interstate 90, dazu aber später mehr, der Tag beginnt.
Küken Travel übernimmt
Warum wir zu so früher Stunde aufstehen und die Kinder wecken hat eine Vorgeschichte, die im Januar beginnt, wenn man es genau nimmt, sogar noch früher. Es war dieser eine Nebensatz, den meine liebe Frau – die beste Ehefrau von allen! – im Rahmen der gemeinsamen Planungen fallen ließ. „…, gern würde ich die Niagarafälle sehen.“ Was dann geschah, lest Ihr in meinem Vorbericht.
Nun hatte meine liebe Frau also die Reiseunterlagen zum Geburtstag bekommen und ich begab mich ab heute in die Rolle eines Reiseleiters, Fahrers und Fotografen. Meine Reisegruppe saß mit mir am Frühstückstisch. Entgegen zu den anderen Tagen, war es heute sehr ruhig und noch etwas verschlafen.
In den Notizen meiner Frau liest sich das so:
Montag, 27.7.
• Alle pünktlich aus den Federn
• Frühstück – Verhalten ruhig und noch sehr verschlafen
• letzte Sachen für den Trip zusammengepackt und die Fahrt zu den Niagarafällen kann starten, der Fahrer von Küken Travel erwartet uns schon 😊
Hauptroute: Entlang der Interstate 90
Im Vorfeld hatte ich schon entlang der Interstate 90 eine Route gesucht. Wir fuhren aus Massachusetts raus und durchquerten den Empire State New York. Ich hatte mir vorgenommen, dass die Fahrt auch für die jungen Gäste meiner Reisegruppe interessant wird. So standen für die jungen Fahrgäste Getränke und Snacks bereit. Auf den iPads waren aktuelle Filme mit direktem Bezug zu unserer Reise (Madagaskar 1 und 2) und auf dem iPod bzw. iPhone war für jeden eine exklusive Musikmischung.
Wir fuhren über den Hudson River durch eine bergige Umgebung. Auf den Schildern an der Interstate 90 wurden uns Orte mit spannenden Namen angekündigt. So fuhren wir an New Lebanon, Albany (das ist die Hauptstadt des Bundesstaates New York), Shenectaddy und Rotterdam vorbei. Kurz vor Amsterdam passierten wir den mit 1724 Fuss Höhe höchsten Punkt der Route. Das hört sich gewaltig hoch an und da wir quasi bei Normalnull gestartet sind, ist das auch ordentlich – dieser etwa 525,4752 Meter hohe Pass auf der Interstate 90.
Die erste Pause machte ich nach 2,5 Stunden. Beine vertreten, WLAN checken und weiter geht es.
Die kommenden 2,5 Stunden zogen sich wie Kaugummi. Wir fuhren zwar durch eine reizvolle Landschaft, aber mit 3,5 Litern Hubraum in einem V6 Aggregat sind 65 erlaubte und 75 gefahrene Meilen pro Stunde schon anstrengend. Ich kann nicht mal sagen, dass tolle Orte an der Interstate 90 waren. Auch diese Etappe beendeten wir mit einer Pause für alle. Dieses Mal wurde auch die Keramik besucht – nicht dass das interessant wäre, aber mehr ist auf der Interstate 90 nicht passiert.
Daten und Fakten zur Interstate 90
Da es weiterhin alles andere als spannend wird, langweile ich Euch mal mit Fakten zur Interstate 90. Diese Straße verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Dabei werden auf einer Länge von 4958 km von Westen nach Osten folgende Bundesstaaten durchquert:
Washington > Idaho > Montana > Wyoming > South Dakota > Minnesota > Wisconsin > Illinois > Ohio > Pennsylvania > New York > Massachusetts
Die Interstate 90 ist mit fast 5.000 km der längste Interstate Highway, den die USA zu bieten haben. Östlich der Staatsgrenze zu New York wird die Interstate 90 als Massachusetts Turnpike geführt. Mautstationen gibt es eine Menge und die funktionieren alle. 😉 Wir werden im Laufe unseres Ausfluges die Interstate 90 in beide Richtungen befahren.
Die nächste Etappe hatte ein wichtiges Ziel. Der Lake Ontario wurde angesteuert. Das dieses Etappe wiederum drei Stunden dauern wird, habe ich im Vorfeld verschwiegen. Die Fahrt dorthin war ähnlich abwechslungsreich wie die vorhergehenden Etappen und hier und da kam von meinen Fahrgästen eine leise Nachfrage nach der geplanten Ankunft. Die Interstate 90 haben wir hinter uns gelassen.
Auf einmal war links und rechts nur noch Wasser und Marinas säumten den Weg. Es waren die ersten Ausläufer und Zuflüsse zum Lake Ontario und auf den Hinweisschildern lasen wir „Hamlin Beach State Park“. Wir sind gleich da!
See oder Meer?
Nachdem wir die obligatorischen sieben Dollar Eintritt bezahlt haben, steuerte ich den Parkplatz an. Es gab kein Halten mehr, wir schnappten uns die Badesachen und machten uns auf den Weg zum Strand. Möwen und Graugänse in großer Anzahl machten uns klar, dass WIR hier die Besucher sind.

Am Strand angekommen legten wir kurz eine neue Regel fest: Neue Gewässer werden im geschlossenen Familienverband erobert. So nahmen wir vier uns an den Händen und gingen etwas ehrfürchtig in diesen See, dessen Mitte die Grenze zwischen den USA und Kanada darstellt, an dessen Horizont der Himmel ins Wasser taucht. Das Wasser war angenehm kühl so dass unsere Ehrfurcht schnell in einen ausgiebigen Badespaß umschlug.
Ich habe meine Gedanken zu diesem Moment in einem kleinen Film festgehalten. MAZ ab.
In diesem Film stelle ich etwas fest, was mich auf unseren Reisen schon mehrfach beschäftigt hat. Als ich 10 Jahre alt war – so alt ist meine große Tochter auf dieser Reise -, waren die USA ein unerreichbares Ziel. Selbst unser Reisebüro war nicht erreichbar, denn es hat seinen Sitz in Berlin Tempelhof. Heute ist es für unsere Kinder selbstverständlich, mit der S-Bahn zum Olympiastadion zu fahren, in Spanien oder den USA Urlaub zu machen, mit den Großeltern nach Tschechien oder Dänemark zu fahren. Überall ist dieser Tage auch die Rede von der deutschen Einheit. Ich bin froh und glücklich, dass wir diesen Tag feiern können und ich bin dankbar den Leuten, die vor 26 Jahren friedlich Ihre Stimme erhoben haben, um diese Freiheit einzufordern.
Zurück zu unserer Reise…
Wir badeten ausgiebig, wir konnten die warmen Sonnenstrahlen genießen, bis zu dem Moment, an dem unsere Mägen meldeten, dass wir hungrig sind. Wir nahmen uns noch die Zeit, ein Familienfoto zu machen und dann ging es weiter.
Stilecht fanden wir ein klassisches Diner am Lake Ontario. Das Black North Inn wurde dank Navi schnell angesteuert und wir gaben uns der amerkanischen Küche hin. Die Fahrt zu diesem Restaurant war speziell, denn die Straße parallel zum Lake Ontario (Lake Ontario State Parkway) war so leer und in einem so schlechten Zustand, dass ich mir nicht zu jeder Zeit sicher war, ob uns das Navi auch richtig führte. Nach etwa 20 Minuten hatten wir das Restaurant erreicht.
Das verpasste Bild
Was wir gegessen haben, haben wir nicht dokumentiert. Wir konnten den beginnenden Sonnenuntergang beobachten und dann saßen wir schon wieder im Auto. Auf der Fahrt nach Niagara Falls habe ich die kürzeste Strecke ausgewählt. Diese führte uns über Landstraßen durch romantische kleine Orte, die im Licht des Sonnenuntergangs leuchteten. Ich kann mich noch erinnern, dass wir an einem Haus vorbeigefahren sind, das im roten Licht des Sonnenuntergangs so schön anzusehen war. Die Veranda war geschmückt mit dem Sternenbanner, zwei Schaukelstühle standen einladend bereit, die Fensterläden waren weiß, wie auch die Überdachung der Veranda. Das Rot des Sonnenuntergangs ließ das Haus leuchten, das weiche Licht sorgte für ganz sanfte Farben. Mit Rücksicht auf meine Reisegruppe habe ich auf einen Fotostop verzichtet und ganz ehrlich… ich bereue es ein wenig. Dieses Bild geht mir nicht aus dem Kopf und ich verbinde es mit der Reise, ohne dass ich es Euch zeigen kann.
Es war bereits dunkel, als Helga (so nennen wir unser Navi) die erlösenden Worte sagte: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“. Ich hatte das „Days Inn“ wegen der Lage gebucht. Zu Fuß werden wir in fünf Minuten an den Fällen und an der Rainbow Bridge sein und auch das Hardrock Café auf der US-Seite ist nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt.
Beim Einfahren in die Tiefgarage schauerte es mich etwas. Das Hotel machte nicht den besten Eindruck. Es war muffig und es tropfte von der Decke. Auch der Geruch im Flur und der „herzliche“ Empfang sprach nicht unbedingt für das Hotel. Nachdem wir unser Zimmer mit den zerschlissenen Vorhängen, der sehr lauten Klimaanlage und dem komischen Geruch übernommen haben – die Tür wurde durch einen zarten Tritt geöffnet – gaben wir die Losung aus „Es ist nur zum Schlafen und zwei Nächte halten wir das aus…“.
Die Kinder fielen müde ins Bett, ich holte noch zwei Bier und dann hieß es für meine Reisegruppe und mich „Gute Nacht“.
An dieser Stelle wie immer vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und Teilen.