Reisetagebuch unserer USA Reise Tag 20 03. August 2015
Um 6:00 Uhr klingelt unser Wecker für uns Eltern. Die Kinder dürfen noch ein wenig liegen bleiben. Es verschwinden auch die letzten Teile in den Taschen und Koffern. Beim letzten Frühstück vor der Heimreise ist das Haus fast schon fertig zur Übergabe. Jeder nimmt für sich Abschied vom Haus, vom Pond. Im Gästebuch wird ein lieber Eintrag und ein Bild hinterlassen und ein kleines Papierboot wird auf den Namen „Pondhouse“ getauft und zu Wasser gelassen. Nachdem alle Taschen und Rucksäcke im Auto verstaut sind, schließe ich das Haus ab und lege den Schlüssel unter die Fußmatte.
Es war eine schöne Zeit im Haus am See. Wir vier haben die Tage auf der Insel sehr genießen können und sind sehr gut erholt. Als wir die erste Etappe der Heimreise beginnen, läuft ein Lied aus dem letzten Muppets Film. „We’re doing a sequel“. Das ist sicher ein Zeichen und auch unsere Hoffnung. Es beginnt die Fahrt zum Flughafen, die Fahrt nach Newark. Die Strecke führt uns entlang des Kanals, der Cape Cod zu einer Insel macht. Um 10:25 Uhr Ortszeit überqueren wir die Sagamore Bridge und lassen Cape Cod hinter uns.
Vor uns liegen ingesamt knapp 300 Meilen. Die Fahrt durch die Bundesstaaten ist unspektakulär bis…
Wie steht der denn da?
… wir auf unserer Heimreise durch das hüglige Connecticut fahren und in der Einfahrt einer Raststätte, in der Talsohle ein dunkles Auto steht. Die beste Ehefrau von allen stellte die Frage „Was macht der da?“ und ich antwortete „Das ist ne Radarfalle.“ In dem Moment wird mir klar, dass der auch uns messen kann und ich – wie Ihr sicher noch wisst – nur mit einer Kopie meines Führerschein unterwegs bin. Ein Blick auf den Tacho sagt mir, dass ich etwa fünf Meilen pro Stunde schneller als erlaubt unterwegs bin.
Bis hier hin war alles sehr entspannt. Als wir den Wagen des Sheriff passierten, packte der seine Radarpistole ein und ich beobachtete wie er los fuhr. In dem Moment war das Adrenalin in den Haarspitzen, der Blutdruck erreichte erschreckende Werte und der Puls war nicht mehr messbar. Er blieb weit hinter uns und ich wollte mich gerade wieder entspannen. Auf einmal sah ich den Ordnungshüter mit Blaulicht hinter uns auftauchen. Ich war blass, ich schwitzte und ich schob etwas Panik. Wie erkläre ich dem das mit dem Führerschein? Welche Strafe wird erhoben? In meinem Kopf war die Hölle los und in diesem Moment schoss der Sheriff an uns vorbei und setzte sich hinter ein anderes Fahrzeug.
So langsam kehrte Entspannung bei mir ein. Es war klar, dass er nicht uns gemessen hat. Meine liebe Frau und ich konnten wieder lachen. Nur zehn Minuten später sah ich im Rückspiegel wieder Blaulicht. Ich zitiere mich mal selbst: „In dem Moment war das Adrenalin in den Haarspitzen, der Blutdruck erreichte erschreckende Werte und der Puls war nicht mehr messbar.“ Wie sich herausstellt, war das „nur“ ein Krankenwagen.
Heimreise durch die Bronx
Nach einer Pause zum Tanken – am Flughafen wäre das sicher unnötig teuer geworden – fuhren wir nach New York. Durch die Bronx ging es im Schritttempo, so dass ich mir meine Gedanken über den zum Teil fragwürdigen Zustand der Straßen machen konnte. Immer, wenn es möglich war, ging der Blick nach Links. Hier konnten wir nochmal die Skyline von Manhattan mit dem Empire State Building sehen und auch noch einen Blick auf den Central Park erhaschen.
Wir schoben uns im New Yorker Verkehr zur George Washington Bridge. Auf der unteren Fahrbahn verließen wir dann New York (sowohl Staat, als auch Stadt) und steuerten zunächst den Wal Mart an, in dem wir die Sitzerhöhung für Johanna gekauft haben. Am Serviceschalter machten wir vom 90-tägigen Rückgaberecht gebrauch. Das Teil wurde uns ohne Murren abgenommen und der Kaufpreis wieder auf der Kreditkarte gutgeschrieben.
Tanken auf der Heimreise – Flughafen vs. Interstate
Aus Deutschland kennt man das. Dort wo viele schnell noch tanken (Flughäfen vor den Mietwagenstationen, Autobahn) ist der Sprit teurer als in der nahen Stadt. Mit diesem Gedanken hatte ich in Connecticut getankt für 1,65 $ pro Gallone (ca. 40 cent pro Liter). Am Flughafen hätte ich 30 US-Cent weniger pro Galone bezahlt und es hätte auch bis dahin gereicht… Naja, hilft nüscht.
Jetzt abbiegen?
Um zur Alamo Station zu kommen, waren es noch zehn Meilen und wir waren sehr gut in der Zeit. Somit fuhren wir gern die zusätzlichen Runden, die wir aufgrund von unübersichtlichem Straßengewirr gepaart mit späten Ansagen von Helga gefahren sind. Nachdem wir die Station dann erreicht haben, gaben wir das Auto ab. Beim Ausräumen fiel uns auf, dass wir noch Donuts hatten – noch verschweißt. Diese schenkten wir den Mitarbeitern von Alamo. Die erste Etappe der Heimreise war geschafft.
Mit den Koffern und Rucksäcken ging es jetzt zum Airtrain, der uns von P5 nach P2 bringen wird. Hier gilt nur noch Flughafenroutine. Wir geben unser Gepäck auf und vertilgen die letzten Brote und Gemüseteile. Dann geht es zur Ausreise und durch die Sicherheitskontrolle.
Bloß nicht einschlafen!
Es ist 19:30 Uhr, unser Boarding ist für 22:50 Uhr terminiert. Mit allen Tricks beschäftigen wir die Mädels, damit sie nicht schon auf dem Flughafen einschlafen. Immer wieder gehen wir auf Suche nach verlorenem Kleingeld und wir wurden fündig. Der Flughafen gab auch den Blick auf Manhattan frei, so dass wir sehen konnten, wie dort die Lichter angingen.
Ich genehmigte mir ein letztes Bier vor der Heimreise und die beste Ehefrau von allen labte sich an etwas Schokolade. Pünktlich kam unser Flieger und wir nahmen unsere Plätze ein. Die Kinder haben den Start fast gar nicht mehr mitbekommen. Auch Jasmin hatte ihre Ruhe. Ich sagte immer wieder, welche Sehenswürdigkeiten von Manhattan gerade zu sehen sind. Sie quittierte das mit der Frage: „Papa, darf ich jetzt endlich schlafen?“.
Ich unterhielt mich gerade noch mit meiner lieben Frau, da kam auch schon das Essen. Zwischen dem Ende des Gespräches und dem fragenden Blick der Stewardess vergingen fünf Sekunden. Ich weckte meine Frau, damit sie auch etwas essen kann. Das Essen war äußerst lecker, die Kinder haben echt was verpasst. Dann war auch für uns Alte der Tag zu Ende.
Licht an, Frühstück!
Das Ende der zweiten Etappe unserer Heimreise wurde uns durch viel Licht klar gemacht. Ca. 105 Minuten vor der geplanten Landung wurden wir geweckt. Leider hat das Licht die Wirkung bei unseren Kindern total verfehlt. Es war nicht einfach die Damen zu wecken und wach zu halten.
Das Frühstück wurde serviert und dann hieß es auch schon „Velkommen til København“. Europa hat uns wieder. Bei der Einreise haben unsere Mädels auch einen Einreisestempel erhalten, so dass deren Pass jetzt schon Stempel von folgenden Ereignissen hat:
- Einreise in San Francisco 2010
- Einreise in New York 2015
- Einreise in Canada 2015
- Einreise in Dänemark 2015
Heimreise ohne Speed Boarding?
Wenn einer eine Heimreise tut… Es ist schon der vierte August und wir sind seit einigen Minuten in Kopenhagen. Nachdem wir unser Gate für die dritte und letzte Etappe unserer Heimreise gefunden haben, wurde es witzig.
Ein älteres Ehepaar fiel uns auf. Also weniger das Paar, eher sie. Beim Checkin sagte Sie mehr als einmal zu ihm und mit deutlicher Hektik in der Stimme „Wir haben doch Speedboarding!“ Er – durch die Jahre sicher einiges gewohnt – überhörte ihr lamentieren. Wir machten uns so unsere Gedanken. Das Flugzeug, mit dem es jetzt weitergeht, hat 96 Sitze, aufgeteilt in 2 Reihen zu drei bis vier Sitzen. Die Tür ist auch die Treppe. Es gibt keine First Class, es gibt nicht mal eine Business Class. Was erwartet die Dame?
Am Bus, der uns zu diesem kleinen Flugzeug bringen wird, gab es für die Dame wieder kein Speed Boarding, was meine Frau und ich auch hörbar feststellten. Mittlerweile machten wir uns einen Spaß daraus auch über Speed Boarding zu sprechen. Am Flugzeug wurde die Dame erneut enttäuscht. Kein Speed Boarding und es sollte noch schlimmer kommen.
Ich bewunderte ihn für seine Ruhe, doch sie verlor langsam aber sicher die Haltung. Nicht etwa weil unsere Kinder vor dem Paar saßen. Sein Handgepäck passte weder unter den Sitz vor ihm, noch in das Fach über ihm. Die Stewardess nahm sich des Koffers an und ging Richtung Cockpit. Die Dame war außer sich. Folgende Fragen stellte sie:
- „Wo geht die mit dem Koffer hin?“
- „Warum steigt die jetzt mit deinem Koffer aus?“
- „Warum passt der nicht da oben rein?“
- „Wo ist jetzt dein Koffer?“
- …
Wir mussten lachen, denn er war tiefenentspannt und unterhielt sich mit der Stewardess auf skandinavisch, während sie die Fragen immer wieder wiederholte, ohne eine Antwort zu erhalten. Dann platzte es aus ihr raus „Hoffentlich bekommen wir den Koffer in Deutschland wieder…“. Auftritt Stewardess „Natürlich bekommen sie den Koffer in Berlin wieder.“ Lächelt, dreht sich um und geht. Wir konnten nicht mehr. Das Gesicht der Dame verlor jeden Zug. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Stewardess sie verstand. Der Ton der Stewardess signalisierte auch sehr deutlich, aber freundlich, dass die Dame bitte mal die Luft anhalten solle. Wir lachten noch die nächsten dreißig Minuten.
Mit der Landung in Berlin endete diese Etappe unserer Heimreise. Am Gepäckband wartete die Dame mit uns auf das aufgegebene Gepäck, den Koffer hatte ihr Mann schon wieder. Auch hier übrigens kein Speedboarding für die Dame.
Am Ausgang wartete mein Papa auf uns. Wir waren pünktlich wieder in Berlin gelandet und er brachte uns nach Hause. Das Abenteuer #USAN3J endet an dieser Stelle mit dem Ende der Heimreise.
Die Notizen meiner lieben Frau enden mit folgenden Worten:
Und ja – AMERIKA – WIR KOMMEN WIEDER
Euch danke ich auch an dieser Stelle fürs Lesen, Teilen und Kommentieren. Gute Nacht!